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Katzenliebe
Hamburg,



Ingeborg



1.9.1920 Im Übrigen wird dieser Brief ein Katzenbrief werden, weil sich alles nur noch um die Muschi dreht. Mink von Morsum, genannt Bilu, die edelste der Katzen ist ein entzückendes Vieh, das heißt gerade jetzt im Augenblick wo ich dieses schreibe, ist sie verschwunden und nicht aufzufinden. Ein paarmal hat Herr Graap sie uns schon wieder gebracht, wenn sie einen Augenblick unbewacht ist, entflieht sie manchmal. Ingeborg mag die kleine Gnurr, wie sie auch heißt, weil sie so laut und viel spinnt, gern leiden. Nachts wird Muschi in den Korb gepackt und muss am Stück schlafen, um jeglichen Unfug zu verhindern. Morgens streckt sie mir beide Pfoten mit Krallchen hin so lang es geht und gähnt abgrundtief. Dann wird sie losgemacht und geht zu Inge ins Bett, manchmal auch zu Vater. Sie sitzt allen Leuten gern auf der Schulter, lieben Walter auch auf dem linken Knie, während er arbeitet. Manchmal ist sie sehr zärtlich und streichelt uns im Gesicht mit Samtpfötchen. Wenn sie Hunger hat, maut sie in sanfter Weise, wenn sie großen Hunger hat oder wenn Streik loswill, sitzt sie auf den Hinterbeinen, bittet mit den Vorderpfoten und maut herzergreifend. Oft, wenn man sie sucht, ist sie irgendwo zu Bett gegangen und schläft und sündigt nicht. Vaters Bett benutzt sie mit Vorliebe. Zuweilen kriegt sie Anfälle von Wildheit, rast über Tische und Stühle, wirft Vasen um, kegelt alle Kissen und Decken vom Sofa, springt mit allen Vieren in die Gardinen und reißt vier Löcher hinein. Dann wünsche ich den kleinen Teufel manchmal zum Kuckuck. Mit der Sauberkeit lässt es auch noch zu wünschen übrig, wir mussten gestern fünf Haufen hinter dem Küchenschrank entfernen nachdem wir tagelang in der Küche geschnüffelt und vergeblich gesucht hatten. Die Felle muss man täglich untersuchen, eines habe ich schon ganz beiseitegelegt. Hin und wieder auch Verwechselungen zwischen ihrem Sand und unseren Plättkohlenkasten vor, was verzeihlich ist, da das Format schon ähnlich. Das ist nicht schön, ich habe einmal den ganzen Rest Kohlen unter den Waschtopf heizen müssen, im Eisen waren sie unmöglich. Mary erfasst zuweilen Entsetzen, wenn sie den Kartoffelkorb herausholt und findet, dass Muschi einige dazugelegt hat, weil nur noch wenige da waren, aber Kartoffeln sind es nicht. So was erlebt man nun jeden Tag. Wenn das Vieh nicht andererseits so süß wäre, könnte man manchmal in Wut geraten. Wenn sie spielt mit Kugeln, Äpfeln, Garnrollen und Papier, ist sie ja wonnig. Geknülltes Papier besorgt sie sich selbst, indem sie Walters Papierkorb umwirft und sich etwas herausholt. Manchmal spielt sie auf der Liege und schläft über ihrem Spielzeug ein, wie ein kleines Kind. 

15.9.1920 Nun kommt Bilu, Bilu, Bilu, wo ist das kleine Schmusikatzi, da kommt es, springt mir auf den Schoß, klettert am Arm hoch auf seinen Lieblingsplatz auf der Schulter. Dann schnurrt Bilu, reibt seinen Kopf an meiner Backe und schleckt mir das ganze Gesicht ab. Sehr gern mag ich es nicht, aber weil es aus Liebe geschieht, halte ich geduldig still und man kann sich ja wieder waschen. Neuerdings geht Bilu in den Garten Regenwürmer fangen, ob sie sie frisst, habe ich noch nicht gesehen. Aber wenn sie einen erwischt, spielt sie damit. Auf Fleisch ist sie arg, wenn ich vom Schlachter komme mit dem Korb, steht sie hoch auf den Hinterbeinen und bittet. Ich habe sie aus Spaß mal mitgenommen zu Fröhlich, da zitterte sie vor Wonne am ganzen Körper. Ich habe sie zur Kundenliste angemeldet und Herr Fröhlich hat gelacht und ihr ein Päckchen Abfall geschenkt. Geschmorte Pilze frisst Bilu mit Wonne, ich glaube, sie denkt, es sei Fleisch. Als wir neulich auf Fahrt waren, hieß es alle Augenblick, was unser Muschikatzi wohl macht! Ach, nun hat es keiner lieb, aber wenn wir wiederkommen, wird Muschi schier erdrückt, weil jeder sie mal haben will. Als wir ankamen, hatte der große Bilu die Kleine auf dem Arm und Gnurr war ganz vergnügt. 

 

10.11.1920 Vor einigen Tagen hat Gnurr ihre erste Maus selbst gefangen. Rudi sagt zwar, wir haben sie ihr serviert, ist aber Verleumdung, die Sache trug sich folgendermaßen zu: Lina, die Küchenfee, meldete, in der Küchenschieblade sei eine Maus. Ich holte die Bilu, ließ sie erst an der Schublade riechen, sie witterte sofort, dann zog ich mit einem Ruck die Schublade heraus, die Maus entflüchtete hoch im Bogen und mit drei Sätzen Bilu hinterdrein und hatte sie im Genick. Dazu ließ sie ein tiefbehagliches Brummen hören, wurde dann in den Garten gejagt und hat sich dort stundenlang mit der Maus belustigt. Einmal hatte ich sie ihr weggenommen, trug sie am Schwanz von dannen und sagte: „Die will ich essen.“ Da hat Bilu mich bald umgebracht. Also ein scharfer Mäusefänger ist sie, soviel steht fest und musikalisch ist unser Katzenkindlein. Wenn Inge Klampfe spielt und singt, kommt Bilu gegangen und setzt sich still auf ihren Schoß und harft ab und zu mit ihrer kleinen weißen Pfote ganz zart über die Saiten und freut sich, wenn es tönt. Wenn Rudi mit anderen Herren hier übt für die Loge (zwei Geigen, Klavier und Harmonium), wird Muschi ganz aufgeregt. Die Ohren gehen lebhaft hin und her und sie ist ganz aufmerksam. Recht groß ist sie geworden, passte gar nicht mehr in ihren Korb hinein und hat nun ein Kinderbett mit Kopfkissen bekommen, das alte Puppenwagengestell, darin liegt Bilu schön wie die kleinen Kindlein liegen auf dem Rücken, die weißen Pfötchen auf die Bettdecke, sie hat überhaupt so menschliche Manieren. Inge hat ihr neulich ein Puppenkleid angezogen und sie darin umhergetragen, es stand ihr wonnig, nur die Mütze wollte nicht sitzen, alleweil sind die Öhrchen im Wege. Die kleine Gnurr geht sehr gern auf die Straße. „Lütt verdöbelt Ding is dat“, saggt Knüppel, „laten`s sick dat bloß nich tangen“. Neulich hielt mal der alte Roden vor unserem Hause mit seinem Ziehwagen. Bilu stand darunter. „Na“, sagt Knüppel zu ihm, „wat hast du di denn nu för`n Hund anschafft.“ So erheitert die Muschikatzi alle Welt. 

11.11.1920 Ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, Bilu war weg, das erste Mal seit ich sie habe, die ganze Nacht weg und nicht zu finden und alles Locken vergeblich. Heute Morgen kam Walter Jürgens mit ihr angetragen. Na, die Freud! Als Walters Eltern ½ 2 Uhr nach Hause kamen, ist die Gnurr mit ihnen ins Haus geschlüpft und man hat sie dort behalten, damit sie nicht verloren ginge. Nun ist ja alles wieder gut. 

 

19.1.1921 Die kleine Gummimaus (Bilu) sitzt nun immer bei Jürgens Hühnern. Sie möchte wohl gern eins hamstern, aber es glückt ihr nicht. Wir sind auch bange, dass der shulsche Her Jürgens sie dann mal schießt. Einen Spatzen hat sie natürlich aber doch mitgebracht und kurz davor eine halbverrottete Amsel. Sie hatte sich damit unter den Kleiderschrank auf dem Korridor gesetzt, und als Mutter das sah, hat sie ihn ihr gleich weggenommen. 

21.1.1921 Der Stammvater Hahn war wundervoll, ich habe den Ahnherrn vorsichtshalber sehr lange gekocht, so dass das Fleisch von den Knochen fiel, hat herrlich geschmeckt.  

Bilu schien in ihm einen alten Bekannten wieder zu erkennen, denn sie hat mit ihren Pfötchen fortwährend seine Füße betatzt, während ich ihn zurechtmachte. Von den Federn suchte ich die besten aus für Muschis Oberbett, das ich ihr stopfe für kühle herbstliche Tage, wenn man noch nicht heizt, jetzt liegt sie immer ganz dicht am Ofen und braucht keins. Sie ist einerseits so ein kleiner Schmeicheldutje und andererseits ein wilder Räuber, der auf die Bäume rast und gemordete Vögel nach Hause trägt. Den Spatzen hat sie selbst gefangen und mit Schnabel Federn und Klauen verspeist, nur ein paar Schwanzfedern blieben übrig. Die Amsel war halb verwest, hat sie wohl irgendwo gefunden. Dass sie nun immer bei Jürgens im Hühnerhof sitzt, will mir gar nicht gefallen, wie soll das werden, wenn da junge Küken sind, die frisst sie ja alle auf und Herr Jürgens oder die Jungens schießen sie über den Haufen. Ich binde ihr schon immer ein Halsband mit Schleifchen um, damit man doch sieht, dass Bilu keine Wildkatze ist. 

11.5.1921 Ich lebe auch noch, obgleich man seit Wochen nichts von mir gehört hat, aber unsern süßem Muschikatzibilu hätts kürzlich beinahe erwischet. Wir hörten eines Morgens plötzlich ein furchtbares Donnergepolter und darauf jämmerliche Klagelaute, ganz tief, mau, mau! Muschi, die das Klettern nicht lassen kann, war mit dem Plättbrett umgefallen und es hat sie hart aufs Bäuchlein und die Hinterbeine geschlagen. Anfangs konnte sie gar nicht gehen, schleifte die Hinterbeine nach, so dass Vater meinte, das Rückgrat sei gebrochen. Du kannst Dir den Familienkummer vorstellen um das geliebte Katzenkindlein. Als Bilu sich etwas erholt hatte, stellte sie sich auf die vier Beine und machte einen Buckel. Gottlob, so musste das Rückgrat wohl noch brauchbar sein und unser Mäuschen wird auch ganz gesund wieder. 14 Tage ist der Kummer nun her, gerade als sie fotografiert werden sollte, war es passiert. Darum hat Inge sitzen müssen auf dem Bilde. Man konnte den kleinen Bilu gar nicht anfassen, dann jammerte er kläglich, und miauen konnte sie gar nicht, nur das Mäulchen öffnen, aber es kam kein Ton. Nun ist alles wieder im Lot, nur das Springen von unten nach oben geht noch nicht recht und vor Holzbrettern hat Muschen eine Mordsangst. Als ich neulich mit einer Tischplatte in der Hand ins Zimmer kam, flüchtete Bilu entsetzt in die Sprungfedern der Liege und kam lange Zeit nicht wieder zum Vorschein. Sie dachte, das sei schon wieder solch Instrument, was einem armen Katzi auf die Hinterbeinchen fällt. Wie gefällt Dir der Empire-Muschkater, wir haben ein altes braves Mohnkeid wieder herausgeholt und im Biedermeierstil hergerichtet. Inge sah sehr niedlich darin aus, die Bilder geben die Wirklichkeit doch nur so einigermaßen wieder. Du hättest den Piep sehen müssen, als er für die Bühne geschminkt war. Vater meinte auch, sie wäre von allen die niedlichste gewesen. 24 Damen wirkten mit. 

25.5.1921 Unser Bilu hat auch 4 Biluableger, sollen auch alle lebendig bleiben. 3 sind schwarz mit weiß und grau und 1 grau getigert, wie die große Bilu. 

4.6.1921 Es ist ein böses Stück Arbeit, wenn man so viel Sachen hat wie wir. Dazwischen laufen meine fünf Muschekatzis herum, die kleinen müssen nun auch fort im Laufe der Woche. Arme Bilu, wie sie wohl suchen wird. Hast Du Deine Muschis schon fortgegeben? Sie sind ja süß, ganz besonders unsere kleine graue, Mutters Ebenbild, die Direktor Günther haben will. 

19.12.1925 Übrigens Märchen, liebe Schnurz, ich war im Weihnachtsmärchen heute Nachmittag. Du gingst ja früher auch immer so gern dahin. Es gab „“Schneerose“ von Heinz Mohr, Musik von Johannes Klöcking [jugendmusikbewegter Lübecker Mittelschul-Lehrer und Naturliebhaber]. Ich wollte doch mal sehen, was unser Nachbar gekonnt hat. Na ja, ganz niedlich, aber nicht überwältigend. Eine lebendige schwarze Muschikatze mit weißen Pfötchen spielte auch mit. Ich musste so lebhaft an unseren kleinen Bilu denken, die tanzte gerade so zierlich mit den Hinterbeinchen. 

Die Texte stammen von Elwine Ude aus Lübeck und sind Teile von Briefen, die an ihre Tochter Elwine Johler in Morsum/Sylt gerichtet waren. Das Mädchen auf dem Foto mit der Katze ist Elwine Johlers Schwester Inge. Bilu ist nicht nur ein Name für die Katze, sondern auch der Spitzname von Rudolf Ude, einem weiteren Geschwisterkind. Auch Bruder Heinrich Ude findet in den Texten Erwähnung mit seinem Kurznahmen Hein. Weitere Einzelheiten zur Familiengeschichte der Udes und Johlers auf dieser Website.  








Die grosse Liebe -auf den Hund gekommen?




Gleich liegt er wieder. Und das warme Kopfkissen ist ein schläfrig-treuer Freund.



Wolperode. Der Hund guckt nicht mal
in die Kamera!




1929
. Carl Voges hat ein Reh
getroffen.





Anzeige in der Sarstedter Zeitung, Dienstag, den 5. Oktober 1926, S. 3




Domteur will der junge Mann aus Bremen
-noch- nicht werden.






Bad Friedrichroda in Thüringen.
Albertine Utermöhlen (2.v.l.)



Flensburg, Sommer 1928. Kutscher H. Mangelsen.



Lübeck, ca. 1912. Rudolf Ude (2.v.r.) kutschiert mit Freunden.


Ziegenschlitten.
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